Karolin kam zu mir in die Praxis. Sie hatte ein Problem bei der Arbeit. Sie war eine sehr fleißige und zuverlässige Arbeitnehmerin, im Auftreten eher ruhig und bescheiden. Ihre guten Ergebnisse hinterfragte sie selbst regelmäßig, sich mit ihren Erfolgen zu zeigen war ihr fremd. An ihrem Arbeitsplatz arbeitete sie vor sich und wurde für ihre Zuverlässigkeit geschätzt und anerkannt.
Auf Grund von Umstrukturierungsmaßnahmen bekam sie einen neuen Vorgesetzten, der natürlich nichts von ihrer jahrelangen wertvollen Unterstützung wusste. Gleichzeitig wurde eine neue junge Kollegin eingestellt. Sie war das genaue Gegenteil von Karolin. Sehr extrovertiert und selbstbewusst, schmückte sie sich sehr gerne nicht nur mit ihren eigenen Leistungen. Schnell war sie sehr beliebt und besonders der neue Chef war begeistert von ihr.
Karolin machte das sehr traurig. Jahrelang hatte sie treue Dienste geleistet und sich vieles mühsam erarbeitet. Plötzlich fühlte sie sich nicht mehr gesehen und nicht wertgeschätzt. Sie wusste nicht wie sie mit so einer Showwoman mithalten sollte. Zweifel kamen in ihr auf und die Frage, ob sie vielleicht einfach nicht gut genug war für diesen Job.
Ihre aktuellen Gefühle führten uns zu einem verletzten Inneren Kind von ihr. Es zeigte eine Situation in der Karolin ca. ein halbes Jahr alt war. Sie war in einem Laufstahl, während ihre zwei älteren Schwestern im gleichen Zimmer spielten. Sie beobachtete wie die beiden tanzten, sangen und erzählten. Sie selbst hätte auch gerne mitgemacht. Doch sie hatte noch nicht die Fähigkeiten zu laufen, zu sprechen und sich so geschickt zu bewegen. Traurigkeit stieg in ihr auf und das Gefühl, dass die anderen besser waren und sie nicht mithalten konnte. Dieses Gefühl speicherte sich in ihr im Brustraum als Schwere ab.
In der Inneren Kind Arbeit wurde Karolin nun aus ihrer heutigen Sicht klar, dass sie kein bisschen schlechter als ihre älteren Schwestern war, sondern sich einfach auf Grund ihres Alters noch nicht in der gleichen Entwicklungsstufe befand.
Liebevoll nahm sie dieses Innere Kind an und führte es in die Heilung. Innerer Frieden, Ruhe und das Gefühl gut zu sein wie sie ist breitete sich in ihr aus.
In den nächsten Tagen bemerkte sie bewusst Situationen, die in ihr früher das Gefühl ausgelöst hätten nicht gut genug zu sein. Doch in ihrer neuen Bewusstheit erkannte sie sofort, wie gut sie war und dass sie bei manchem auch nicht mithalten musste, da sie ganz andere Stärken hatte. Eine Woche später kam der neue Chef auf sie zu und bat sie um Rat zu einem Thema. Er hatte erkannt wie wertvoll ihr langjähriges Wissen war. Dies war möglich, da Karolin es nun selbst auch in sich erkannt hatte.
Im Nachhinein war Karolin sehr dankbar, dass sie so getriggert wurde von den Umständen bei der Arbeit. Denn durch die Heilung des Inneren Kindes konnte sie ein sehr wertvolles Geschenk zurück erhalten, dass über diese Situation weit hinaus geht.
Die Innere Kind Arbeit ist eine sehr leicht zu erlernende Technik, die es ermöglicht „traumatische“ Situationen aus dem Unterbewusstsein zu lösen und so die darin verkapselte Stärke oder Fähigkeit wieder zu integrieren. Mit „Trauma“ ist hier eine verletzende Situation gemeint, die sich im Unterbewusstsein festsetzt. Dahinter muss nicht immer ein schlimmes Ereignis stecken. Es kann auch einfach nur auf Grund der in den Kinderaugen verzerrten Sicht als Trauma empfunden werden, wie wir gerade gesehene haben. Im Außen begegnen uns dann Trigger, die einen auf diese Verletzung aufmerksam machen wollen um die Stärke wieder zu integrieren und zu leben. Ist dieser Prozess geheilt, kommt es durch die geänderte Resonanz zu einer Veränderung im Außen und / oder zu einem ganz anderen inneren Erleben solcher Situationen.
Somit bringen uns die Menschen, die uns am meisten triggern, oft die größten Geschenke. Wir müssen sie nur auspacken. 🎀
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